E-Auto Tests – Die „Großen“ – VW eGolf 2017

Kommen wir zum letzten Teil unseres großen E-Auto-Tests. Ich möchte hier auf die letzten vier Teile verweisen und mir die einleitenden Worte sparen (Test zu: Nissan Leaf, Renault Zoe, VW eUp, Smart ED)

Der eGolf war bislang  nicht auf meiner Rechnung aufgetaucht. Ich hatte den eGolf mit teurem Preis und wirklich lächerlicher Reichweite im Kopf. Das war auch so (die Reichweite). Die alte Version des eGolf schaffte es auf maximal 190 km und selbst das war unrealistisch und kostete 35000 € aufwärts. Am (Listen)Preis hat sich wenig getan. Dafür hat VW den Akku deutlich größer gemacht (von 24 kWh auf 35 kWh). Aber schauen wir uns den eGolf erstmal an:

Wenn es eine Phrasenkasse gäbe, dann müsste ich jetzt fett einbezahlen. Aber an diesem Punkt muss man die Phrase einfach bedienen: Ein Golf ist ein Golf, ist ein Golf und ist ein Golf. Irgendwie kann man ja gar nicht mehr sagen, ob man ihn schön findet oder nicht. Man hat sich so an seinen Anblick gewöhnt im Straßenbild, dass er einem beinahe schon gefallen MUSS. Das negativste, was ich über die Optik des Golf sagen kann ist, dass er allenfalls langweilig ist.

Der Innenraum ist bei aller Langeweile aber wirklich sehr gut verarbeitet. Nicht luxuriös aber ganz nah dran. Sogar das Handschuhfach ist mit Stoff ausgekleidet, das Plastik wirkt wertig und ist nahtlos verarbeitet. Im eGolf findet man schnell seinen Platz und hat auch reichlich davon. Der Kofferraum ist wohl etwas kleiner als beim Golf mit Stinkemotor aber noch immer groß genug. Die Ladekante ist eben und es gibt einen Unterboden, in dem man die Kabel zum Aufladen verstauen kann. Es finden sich im Kofferraum keine störenden Ausbuchtungen. Also alles wie es sein soll. Die Türen und Klappen sind schwer und vermitteln dadurch ein sehr wertiges Gefühl.

Das Bedienkonzept ist aufgeräumt und der einzige Kritikpunkt, den ich habe ist ein fehlender Drehknopf am Infotainmentsystem. Dieses ist nur ein großes Touchpanel. Da muss man sich dran gewöhnen.

Optional gibt es keine klassischen Instrumentenanzeige mehr sondern auch ein Display hinterm Lenkrad, das individuell die gewünschten Dinge anzeigt. Da kann man sich auch das Navi rein legen oder die Funktion der Fahrassistenzsysteme anzeigen lassen. Das alle sieht sehr schön aus und ist hoch funktional.

Ich gebe zu, dass ich seit 6 Jahren ein Auto aus dem VW Konzern fahre (Seat) und dadurch natürlich sehr schnell mit der Bedienung des eGolf klar kam. Aber ich muss es unsachlich und emotional ausdrücken: Der eGolf fühlt sich einfach gut an. Und er fährt sich wahnsinnig gut. Der Spaßfaktor ist definitiv gegeben. Die Beschleunigung ist ordentlich und die Straßenlage unter allen getesteten Autos definitiv die beste. Wir sind mit dem eGolf sowohl Autobahn als auch Schwarzwald gefahren. Dieses Mal sogar bei Nacht. Das LED Lichtestem ist hervorragend. Dadurch hat man eine sehr gute Nachtsicht. Nichts blendet oder spiegelt. Der eGolf gleitet perfekt abgestimmt über die Straße und durch Kurven. Und dabei ist er vor allem LEISE! Die Geräuschdämmung der Reifen- und Windgeräusche ist sehr gut.

Verdammt! Das gibt es doch nicht. Ich muss jetzt wirklich nach negativen Sachen suchen. Denn erstens ist VW eine der unmoralischen, deutschen Autofirmen, die den Dieselskandal verbrochen haben und zweitens ist der eGolf doch gar kein richtiges Elektroauto. Das ist doch nur eine Art „umgebauter Verbrenner“.

Ok, hier die Negativliste: 

  • Es ist ein VW 🙂 😉
  • Die Reichweite ist richtig gut aber noch nicht perfekt. VW hat es tatsächlich geschafft, den eGolf so richtig sparsam zu machen. Wir haben im Schnitt 12,0 kWh auf 100 km verbraucht. Auch in der Gesamtstatistik waren es die gleichen Werte und das bei über 500 km. Das bedeutet, dass es durchaus realistisch ist, mit dem Golf im Sommer auf 250-280 km zu kommen. Mist, das war ja jetzt gar nichts negatives….
  • Der eGolf hat zwar ein CCS Ladeteil und kann damit recht schnell wieder durch Gleichstrom aufgeladen werden. Wenn man aber mit Wechselstrom lädt, bekommt er nur 7,3 kWh geladen. Das ist echt zu wenig, um ihn mal schnell im Parkhaus wieder voll zu bekommen. Da ist die Zoe einfach ungeschlagen!

Und das war es dann auch schon mit Kritikpunkten. Ach ja, da war ja noch der PREIS!!!! Wenn ich mir den eGolf mal so ausstatte, wie ich ihn mir wünschen würde, dann käme er laut VW Konfiguration auf 41900 €. Und spätestens jetzt müsste er aus dem Rennen sein!! Für etwas mehr bekommt man sicher in einem Jahr ein Tesla Model 3. Aber jetzt kommt der Abschuss: Aufgrund der Diesel-Abwrack-Prämie, die VW derzeit bietet und den anderen, handelsüblichen Nachlässen, käme dieser Protz-eGolf auf einen Preis von unter 28000 €.    :-O

Fazit: Wer es noch nicht gemerkt hat, ich bin echt begeistert von dem neuen eGolf. Ich versuche ihn mir ständig schlecht zu reden. Aber es steht verdammt viel auf der Pro-Liste. Die Reichweite ist die größte aller getesteten Autos und wird wahrscheinlich auch vom neuen Nissan Leaf nur wenig überboten. Die Ausstattung ist absolut spitze und das Auto fährt sich hervorragend. Die Verarbeitung ist über jeden Zweifel erhaben. Punkt!

Den Rest des Tages werde ich wohl dazu nutzen, mir den eGolf aus dem Kopf zu schlagen. Ich hab ja noch ein voll tolles Auto im Hof stehen…. Aber… Mist…. aaaahhhhhhhh!!! 🙂  🙂

Und da schon beim Nissan Leaf die Nachfrage kam: Marisa fand den Golf auch total gut. Auch sie hat sich sehr wohl darin gefühlt.

AAAAAAHHHHHHHHHH!!!!!

3 Antworten auf „E-Auto Tests – Die „Großen“ – VW eGolf 2017“

  1. Sicherheitshalber hast du den Ioniq nicht getestet richtig? Da kostet die beste Ausstattung für weniger als 31000€.
    Und deinen Diesel musst du nicht nicht abwracken. Du kannst ihn selbst verkaufen und den Erlös einstecken. Hyundai bietet glaube ich mittlerweile auch Abwrackprämien.
    Unser Benziner hat uns knapp 4500€ gebracht. Der Hyundai kostete uns demnach 26500€ in der besten Ausstattung. Im Alltag fahren wir wie alle Ioniq Fahrer fabelhafte Verbräuche von um 10kWh auf 100km. Unerreicht!

    1. Nein, den Ioniq habe ich nicht getestet. Weil es nicht möglich ist. KEIN EINZIGER Hyundai Händler hat noch ein Probefahrzeug hier in der Nähe. Alle warten und rechnen im Dezember damit. Tja und dann bekomme ich den Ioniq frühestens in einem Jahr. Reichweite dürfte sogar knapp unter dem eGolf liegen. Dazu kommt, dass ich beim eaGolf wenigstens einen Hauch einer Chance sehe, dass es mal ne Anhängerkupplung dafür geben wird.
      Für unseren Diesel bekommen wir keine 1000€ mehr bei freiem Verkauf. Fährt zwar noch super ist aber eben ein Diesel und braucht demnächst Zahnriemen, neue Klima und neue Bremsen. ☹️
      Ach ja, Hyundai hat eine Abwrackprämie. Aber NICHT für den Ioniq Eletriq. Das ist einfach nur schändlich. Genau wie Renault. Für einen neuen Stinker gibt es Geld aber nicht für ein E-Auto 😤

  2. Ich kann der Argumentationsführung dieses Artikels sehr gut folgen, sowohl im positiven, wie im negativen (VW Betrug, AHK-Problem, kein Kombi, Firmenpolitik von Renault). Meine Überlegungen sind sehr ähnlich. Dazu kommt, dass in meinem doch eher konservativen Bekanntenkreis gerne VW gefahren wird. Und es sind auch ältere Semester dabei, die nicht mal mit einem Smartphone klar kommen, geschweigedenn mit einem iPhone auf vier Rädern von Tesla. Dafür haben viele noch alte Diesel-VW, die keine 1.000 € mehr im Verkauf bringen, wo sich also die Prämie richtig lohnt. In sofern wäre der eGolf keine schlechte Wahl.
    Bei mir persönlich wird es allerdings schnell politisch. Die Prämie scheint mir ein Köder zu sein, damit die Leute bei VW bleiben und Tesla&Co. den Wind aus den Segeln genommen wird bzw. der Geldfluß umgeleitet wird. Wer jetzt einen eGolf kauft, kauft in zwei Jahren kein Model 3. Und die Prämie finanziert VW durch den Verkauf von Verbrennern.
    Überhaupt scheint mir, dass seitens der Verbrennerhersteller hinter den Kulissen schon länger heftig gegen Tesla intrigiert wird. Mein Eindruck jedenfalls, wenn ich die Systempresse lese.
    Tesla ist sicher auch kein Kind von Traurigkeit (z.B. ignoriert Petition mit 1500 potentielle Kunden für eine AHK beim Model S, pampert aber die Performance-Kunden), aber dass sie den Kampf mit den Verbrennerherstellern und der Öllobby, die in der Vergangenheit alle e-Auto-Versuche torpediert haben, aufgenommen haben, das ist aller Ehren wert. Und ich habe leider auch ein gutes Gedächtnis und wenn ich mir ansehe wie VW&Co. uns in der Vergangenheit verarscht haben und es noch immer tut und dass eigentlich kein Verbrennerhersteller – allen gegenteiligen Beteuerungen zu trotz – wirklich e-Autos verkaufen will, dann wird es für mich zu einer Frage des persönlichen Respektes vor mir selbst, keinen VW, keinen Daimler, keinen BMW usw. mehr zu kaufen. Selbst Renault-Nissan will nur den Fuß in der Tür behalten.

    Aber ich will natürlich auch Elektroauto fahren. Mein Fazit daher bisher: mein Alter hat noch mal zwei Jahre TÜV gekriegt, verbraucht eh nicht viel und ein bisschen reparieren ist immer günstiger als einen Neuwagen kaufen. Und Mitte 2019 sollte das Model 3 auch in Europa angekommen sein und dafür bin ich bereit und habe auch das Geld einen ehrlichen Preis zu bezahlen.
    Ich würde auch eine gebrauchte ZOE kaufen, aber wenn nur mit Kaufakku, abgelaufener Garantie und entsprechend günstig, dass ich mit der Firma Renault möglichst wenig zu tun habe. Aber das Angebot ist sehr übersichtlich (wenig Auswahl) und andererseits wieder nicht (schlechte und irreführende Kennzeichnung im Angebot).
    Also wahrscheinlich doch ein Model 3.

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